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Am 25.07.2019 fand im Historischen Sitzungssal im Alten Rathaus der Festakt zum 700-jährigen Bestehen der
Heilig Geist Spital Stiftung statt.
Die Begrüßung und Festrede von Herrn Oberbürgermeister Christian Lösel:
Es gilt das gesprochene Wort.
Geschichtlicher Abriss
Religiöse Aspekte sowie wirtschaftliche und gesellschaftliche Umwälzungen lösten in Europa ab dem 11. Jahrhundert eine Welle von Spitalgründungen aus.
Ihren Höhepunkt fanden sie im 14. Jahrhundert im heutigen Bayern.Zunächst waren die Spitäler nicht als Krankenhäuser oder Altenheime gedacht.
Sie waren vielmehr Unterkünfte für Pilger, die durchwanderten, oder Auffangorte für Bedürftige, vielleicht auch für Vereinsamte.
Im Mittelalter wuchsen Zahl und Größe der Städte. Immer mehr Menschen lebten auf engem Raum zusammen. Damit wuchs die Gefahr von ansteckenden Krankheiten, vor denen man sich schützen wollte. Außerdem gab es immer mehr Menschen, die von Armut bedroht waren.
Die bäuerliche Gesellschaft konnte Schwächere mit „durchfüttern“. In der Stadt waren in Not Geratene ohne das Netz der Großfamilie entwurzelt und schutzlos.
Die erkannte auch der Landesherr Ludwig der Bayer (ab 1314 römischer König, ab 1328 Kaiser), der ein großer Förderer der Städte war.
Es spricht für seine Weisheit, dass er dieser Gefahr durch die Gründung eines Spitals begegnen wollte.
Heute vor genau 700 Jahren - am 25. Juli 1319, dem Festtag des Hl. Jakob - stellte er die Stiftungsurkunde zur Gründung eines Spitals aus, um „den dürftigen ... freylich undewlich ze haben und geniessen“
Das Spital sollte also den Hilfsbedürftigen in der Stadt eine gute Versorgung und menschliche Fürsorge angedeihen lassen.
Das „Gut Huntzperg", das heutige Spitalhof, stellte Ludwig den Bedürftigen als Grundausstattung zur Verfügung.
Es dauerte noch einige Jahre bis schließlich das Gebäude errichtet wurde (vermutlich zw. 1330 und 1350). Das Spital und die zugehörige kleine Kirche entstanden südlich der damaligen Stadtmauer, an der Schutter.
Neuere Zeit
Am 9. April 1945 wurde das Spital bei einem Bombenangriff völlig zerstört. 1950 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen. Der Neubau wurde 1952 durch den Eichstätter Bischof Joseph Schröffer eingeweiht.
In den Nachkriegsjahren bot das Spital 220 alten Menschen Platz, die in 3- und 4-Bett-Zimmern wohnten.
In den folgenden Jahren änderten sich die Vorstellungen vom individuellen, angenehmen Wohnen entscheidend. Und so wurde in den 1970er Jahren der Neubau an der Fechtgasse errichtet. Am 30. Juni 1977 war das neue Heilig-Geist-Spital fertiggestellt.
Anfang der 1970er Jahre wurde eine Reihe von Seniorengemeinschaften gegründet und im Neuburger Kasten wurde die Altentagesstätte als deren zentraler Mittelpunkt eingerichtet.
Für ihr außerordentliches kommunales Engagement in der Altenbetreuung erhielt die Stadt Ingolstadt 1979 unter ihrem damaligen Oberbürgermeister Peter Schnell die Konrad-Adenauer- Medaille.
Die Einführung der Pflegeversicherung 1995 brachte einen grundlegenden Wandel. Es entstanden zahlreiche ambulante und teilstationäre Angebote wie Sozialstationen, Tages- und Nachtpflege, Kurzzeitpflege.
Die Rahmenbedingungen für die stationären Einrichtungen wie das Heilig-Geist-Spital wurden schwieriger.
Das HGS erweiterte daraufhin sein Leistungsspektrum.
Außerdem begann die Zusammenarbeit mit dem Altstadtzentrum Ingolstadt.
Diese Kooperation führte 2006 zur Gründung der Alten- und Pflegeheim Geschäftsführungs-Gesellschaft mbH, die die Geschicke beider Einrichtungen lenken sollte.
Schließlich entschied der Krankenhauszweckverband, das Altstadtzentrum durch einen Neubau am Klinikum zu ersetzen.
Sowohl der neue Pflegebereich der neuen Einrichtung am Klinikum als auch das Seniorenheim in der Fechtgasse sollten unter dem Dach der Stiftung Heilig-Geist-Spital geführt werden (Stadtratsbeschluss November 2010).
Damit wurde die Stiftung erstmals in ihrer fast 700-jährigen Geschichte Träger von zwei Pflegeeinrichtungen.
Im September 2013 zogen die Bewohner vom Altstadtzentrum in das Anna-Ponschab-Haus am Klinikum um.
Im Jahr 2018 erhielten beide Einrichtungen der Stiftung die Note 1,0 bei den Qualitätsprüfungen nach dem Pflegeversicherungsgesetz.
Gegenwärtige Situation
Über Jahrzehnte bestimmte eine Hochzinsphase die Ausrichtung der Heilig-Geist-Spital-Stiftung.
Das Grundstück „Fechtgasse“ gehört der Stadt Ingolstadt. Sie hat es der Stiftung im Erbbaurecht überlassen. Auch die Pflegeeinrichtung im Anna-Ponschab-Haus betreibt die Stiftung auf einem Erbbaurechts-Grundstück des Krankenhauszweckverbands.
Wertzuwächse konnten also nur mit den Stiftungs-Immobilien an der Spitalstraße und am Rathausplatz erzielt werden.
Das Gebäude an der Fechtgasse hat mittlerweile, nach gut 40 Jahren seit seiner Einweihung, erheblichen Instandhaltungs-Bedarf.
Es erfüllt außerdem nicht die aktuellen baulichen Anforderungen an eine moderne Pflegeeinrichtung. Und sein Zuschnitt lässt eine wirtschaftliche Betriebsführung nicht zu.
Gleichwohl bot die HGS-Stiftung in den vergangenen vier Jahrzehnten die günstigsten Pflegesätze der Stadt.
Das war der sozialpolitische Wille des Stadtrats. Man sah sich als soziale Stiftung, die aus Barmherzigkeit für Bewohner und deren Angehörige das Spital unterhielt; eine Leistung, die später nach deutschem Sozialrecht der Wohlfahrtspflege bzw. der Fürsorge zugeordnet war.
Die dadurch entstehenden Verluste mussten allerdings aus dem Vermögen der Stiftung gedeckt werden, das deshalb immer weiter schrumpfte. Es blieb auch kein Spielraum mehr für Rücklagen, etwa für Instandhaltungsmaßnahmen.
In jüngerer Zeit wurde die Situation durch den anhaltenden Pflegekräftemangel weiter verschärft.
Dazu ist das Heilig-Geist-Spital ist die einzige Einrichtung in Ingolstadt, die feste Kurzzeitpflegeplätze anbietet.
Eigentlich ist die Finanzierung solcher Kurzzeitpflegeplätze Aufgabe der Pflegekassen. Leider ist deren Finanzierung aber nicht auskömmlich. Die Stadt Ingolstadt fördert deshalb als einzige Kommune Kurzzeitpflegeplätze. Nicht nur im HGS.
Alle anderen 13 Ingolstädter Einrichtungen können diese Förderung ebenfalls beantragen. Allerdings hat es bisher keine Einrichtung getan - vermutlich weil die Bereitstellung von Kurzzeitpflegeplätzen trotz der städtischen Unterstützung defizitär ist.
Und dann besitzt die Stiftung mit dem Technischen Rathaus - ihrer zentralen Stiftungs-Immobilie - noch ein Objekt mit multiplen Problemen.
Wir haben seit 2015, nach Kenntnis der prekären Situation, als Stadt die Herausforderung angenommen und umgehend Maßnahmen eingeleitet. (Gründung AG, Schaffung einer Stelle, Jour Fixe Runden)
Die Einrichtungen selbst müssen sich aber natürlich ebenfalls darum bemühen, den Betrieb wirtschaftlich zu führen. Etwa im Bereich der Personalgewinnung oder der zeitgemäßen Weiterentwicklung attraktiver Pflegekonzepte.
Vergangenen Sommer (26.7.2018) hat der Stadtrat beschlossen, dass für eine zeitnahe Entlastung und Stabilisierung der Heilig-Geist- Spital-Stiftung bis November 2018 verbesserte Rahmenbedingungen zu schaffen seien. In diesem Zusammenhang wurde für die kommunale Stiftung auch eine neue Stiftungsstruktur beschlossen. Niedergelegt in einer komplett überarbeiteten Stiftungssatzung.
Satzungsänderung
Am 5. Dezember 2018 wurde die Neufassung der Satzung von der Stiftungsaufsicht (Regierung von Oberbayern) genehmigt.
Die neue Satzung regelt, dass es einen eigenständigen Stiftungsvorstand zur Leitung der Stiftung und einen externen Stiftungsrat zur Überwachung der Geschäftstätigkeit der Stiftung geben soll.
Die Leitung der Stiftung oblag bis dahin dem Oberbürgermeister, der diese Aufgabe auf den Rechtsreferenten als Stiftungsreferenten delegiert hat.
Ziel ist es nun, dass Stiftungsrat und -vorstand ein schlankes, schlagkräftiges Expertengremium bilden, um die Stiftung aus der Krise zu führen. Der Stiftungsrat setzt sich zusammen zur Hälfte aus erprobten Stadträtinnen und Stadträten. Zur anderen Hälfte - und das ist neu - aus Fachleuten der Immobilien-, Finanz-, Steuern-, Stiftungs- und Pflegebranche.
Außerdem sollen durch diese klare Trennung Interessenskonflikte zwischen Stadt und Stiftung vermieden werden.
Die Stiftung bleibt nach wie vor eine kommunale Stiftung, wird jedoch nicht mehr kommunal verwaltet. Ein solcher Wechsel ist nicht ungewöhnlich: Insgesamt haben Bürger- und Sozialstiftungen trotz aller historischen Fährnisse (Gefahren / Veränderungen) eine erstaunliche Widerstandskraft an den Tag gelegt. Sie überdauerten Jahrhunderte, während ihre Verwaltung mehrfach wechselte.
Im 19. Jahrhundert gingen Stiftungen dieser Art nicht selten in die Verwaltung der Kommunen über.
Auch bei der HGS kam es nun zu diesem Wechsel.
Das schließt unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit aber natürlich nicht aus.
Und der Stadtrat ist nach wie vor die letzte Kontrollinstanz, die den Stiftungsrat entlastet und den Jahresabschluss verabschiedet.
Mit Inkrafttreten der neuen Satzung hat zunächst unser Rechtsreferent Dirk Müller als Interimsvorstand gewirkt. (5.12.18 bis 31.3.19). Seit dem 1. April haben wir mit Roland Wersch einen neuen Vorstand, der sich um die Geschicke der Stiftung kümmert und alles daran setzt, die Stiftung wieder in ruhigeres Fahrwasser zu leiten.
Herr Wersch wird Sie im Anschluss an die bisherigen und die geplanten Maßnahmen unterrichten.
Ausblick
Lassen Sie mich aber vorab noch eines betonen:
Wir, die Stadt, der Stadtrat und die Stadtgesellschaft stehen an der Seite der Heilig-Geist-Stiftung!
Wir wollen, zusammen mit dem Stiftungsrat alle notwenigen und zulässigen Maßnahmen ergreifen, um der Stiftung eine gute Zukunft zu ermöglichen!
Uns allen ist es ein Anliegen, dass Ingolstadt eine soziale Stadt bleibt, die alle Menschen mitnimmt. Unter den vielen sozialen Maßnahmen liegt mir unser Heilig-Geist-Spital besonders am Herzen.
Es ist mir deshalb persönlich ein wichtiges Anliegen, den Standort Fechtgasse auch in Zukunft als Heimat für ältere, rüstige Menschen in Ingolstadt beizubehalten.
Es ist dem Stadtrat weiter ein Anliegen, eine neue Einrichtung für pflegebedürftige Senioren an der Jahnstraße zu errichten.
Damit hätten wir in der Innenstadt zwei Einrichtungen, die auf die jeweils unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Seniorinnen und Senioren ausgerichtet sind.
Die HGS-Stiftung ist dje traditionsreiche Stiftung in Ingolstadt.
Den Grundstock dazu hat Ludwig der Bayer gelegt. Er hat heute vor 700 Jahren die Stiftung gegründet.
Es ist damit die älteste Sozialeinrichtung in Ingolstadt und war eine frühe Form der Armuts- und Altersvorsorge.
Im Laufe der Jahrhunderte haben aber noch viele weitere Menschen wichtige Beiträge für die Stiftung und die Menschen, die im Heilig-Geist-Spital wohnen, geleistet.
Sie haben beispielsweiser der HGS-Stiftung ihr Vermögen vermacht oder sie arbeiten ganz praktisch als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in den Häusern der HGS-Stiftung.
Dazu haben wir in Ingolstadt weitere Stiftungen, deren Erträge vor allem älteren oder kranken Bürgerinnen und Bürgern in Ingolstadt zu Gute kommen sind.
- Stiftung van Schoor (unterstützt Bewohner der HGS-Stiftung) außerdem
- Elisabeth-Hensel-Stiftung
- Ingenium Stiftung
- 5 Stiftungen, die die Hospizarbeit unterstützen (Elisabeth und
Ludwig Bengl-Stiftung, Horst und Josefine Weise-Stiftung, Agnes und Christian Guilino-Stiftung, Maria- und Hans-Richter-Stiftung, Hildegard und Werner Günther-Stiftung).
Ihnen allen möchte ich an dieser Stelle herzlich danken!
Die Häuser der Heilig-Geist-Spital-Stiftung genießen nach wie vor einen ausgezeichneten Ruf.
Dies gilt es nicht nur angesichts der 700-jährigen Geschichte auch in Zukunft zu bewahren.
Zum Wohl der älteren, aber auch der jüngeren, Ingolstädter Bürgerinnen und Bürger!
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Heute, den 25.07.2019 jährt sich die Gründung der Heilig Geist Spital Stiftung.
Die Festrede des geschäftsführenden Vorstand der Heilig Geist Stiftung Herrn Wersch möchten wir hier einem breitem Publikum zur Verfügung stellen. DIe Festrede von Herrn Oberbürgermeister Dr. Christian Lösel folgt.
Es gilt das gesprochene Wort:
Rede von Herrn Wersch
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
seit 01.04.2019 bin ich jetzt Stiftungsvorstand von HGS.
Heute besteht diese Stiftung seit 700 Jahren.
116 Tage im Verhältnis zu 255.675 Tagen,
diese Dimension macht deutlich, welche historische Bedeutung
und jahrhundertewährende Qualität im Dienst der Bürgerinnen und Bürger Ingolstadts
unsere Stiftung gewährleistet.
Meine Damen und Herren,
die Stiftung ist seit vielen Jahren in Schieflage, und befindet sich aktuell insgesamt operativ und finanziell in keinem guten Zustand.
Dies ändert aber nichts daran, dass dieses Jubiläum mit der gebotenen Demut zu feiern ist - ich finde Rahmen und Umfang dieses Festaktes angemessen - und die HGS, ganz besonders die mit ihr verbundenen Menschen, eine positive Wahrnehmung und Schlagzeilen verdienen.
Deshalb freuen mich dieser Festakt und das Sommerfest heute
und es ist schön, dass Sie da und unserer Einladung gefolgt sind.
Meine Damen und Herren, ja, es ist Zeit für positive Nachrichten, darauf komme ich nochmals zurück. Aber wir können an einem solchen Tag mit der Hoffnung auf viele weitere Jahrhunderte nicht selbstgefällig ohne das Bewusstsein der Versäumnisse vergangener Jahrzehnte
Miteinander feiern und ehrlich umgehen.
Von Anfang an, also seit sieben Jahrhunderten, ist unsere Kernaufgabe die Betreuung von hilfsbedürftigen alten Menschen durch zeitgemäße Pflege und Unterstützung. Damit leistet die Stiftung eine äußerst wertvolle Arbeit.
Einer solchen Stiftung gebührt Respekt und besondere Wertschätzung.
Daran hat es seit vielen Jahrzehnten gefehlt und Vielen in Ingolstadt
ist auch aktuell der dauernde Wert einer solchen Institution nicht bewusst.
Das ist bedauerlich und zeigt, dass viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Menschen
aus Politik und Verwaltung, sich zu wenig um Ihre traditionellen Institutionen und deren Bedeutung für das gemeinschaftliche Leben heute interessieren.
Dies ist – so glaube ich – eine Folge moderner starker Netzwerke, deren Existenz ich begrüße, deren Bestehen aber die Gefahr birgt, dass der Nutzen und die Notwendigkeit altehrwürdiger Stiftungen wie der unseren nicht mehr in angemessener Weise im Mittelpunkt stehen und anerkannt werden.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Ich lege aber Wert auf die Feststellung, dass es im Interesse der Stadtgesellschaft liegt, wenn die HGS ihre Fähigkeiten, ihre Einsatzgebiete, auch in einer wirtschaftlich ungewissen fernen Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger Ingolstadts und des Umlands bereitzuhalten vermag.
Die Ausgangslage dafür ist aktuell nicht gerade überragend.
Wirtschaftlich und operativ ist die Stiftung stark angeschlagen.
Wenn eine kommunale Stiftung mit Ihren Einrichtungen und Vermögenswerten an einem solchen finanziellen und baulichen Zustand angelangt ist, dann kann in den vergangenen Jahrzehnten in der administrativen und politischen Führung nicht viel richtig gemacht worden sein.
Schließlich steht außer Frage, dass man das Vermögen und damit die Kraft und Möglichkeiten der Stiftung auch hätte mehren können.
Dies ist nicht geschehen und nun müssen wir quasi vom letzten Platz
das Rennen neu beginnen, in einer Phase, Meine Damen und Herren,
wie sie für unsere Aufgabe der Bereitstellung von Pflege und Betreuung von Seniorinnen und Senioren schwieriger nicht sein könnte.
Unsere Mitarbeiter haben an diesen negativen Entwicklungen keinen
Anteil, leiden aber als Mitarbeiter in Pflege, Betreuung, Hauswirtschaft und Küche
unter der generell fehlenden gesellschaftlichen Anerkennung.
Hinzu kommt bei HGS die seit Jahren andauernde Negativberichterstattung – bis in die letzten Tage.
(Recherche, Erkenntnisgewinn ?)
Das belastet alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerordentlich
und selbstverständlich auch Bewohner und Angehörige.
Meine Damen und Herren,
ja ich spreche die Probleme offen an,
ja ich kritisiere die Verantwortlichen – eigentlich mehr noch, als ich das heute zum Ausdruck bringen will -, und ich tue das, weil alles andere scheinheilig wäre und der Realität nicht gerecht würde.
Das ist nun leider so.
Aber meine Damen und Herren,
ich sage für die HGS auch deutlich in Richtung Politik und Medien:
Es geht immer um die Menschen!
Profilierungsversuche und Berichterstattungen werden stets auf dem Rücken der Mitarbeiter, auf dem Rücken unserer Bewohnerinnen und Bewohner sowie deren Angehörigen ausgetragen, dessen sollte man sich stets bewusst sein.
Deshalb appelliere ich an sie alle, an die Damen und Herren des Gemeinderates, die engagierten Bürgerinnen und Bürger und insbesondere die Medien, den heutigen Jubiläumstag
als Wendepunkt in der jüngeren Geschichte der Stiftung anzusehen
und sich ab sofort
– gleichwohl ohne Leugnung von Versäumnissen und Fehlern -
der Zukunft zuzuwenden und die Stiftung mit allen dort engagierten Kräften auf ihrem schwierigen Weg zu geordneten Verhältnissen
zu unterstützen.
Alle Verantwortlichen und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zeigen für die Stiftung großen Einsatz und versuchen, stabile Verhältnisse als Basis für eine erfolgreiche Zukunft wiederherzustellen.
Die HGS hat nicht 700 Jahre ihre Aufgaben gut und zuverlässig wahrgenommen – lange bevor es andere getan haben -,
um jetzt ihre Kernkompetenz aufzugeben.
700 Jahre HGS ist deshalb aus meiner Überzeugung nur ein Jubiläum mitten im Leben, keine feierliche Schlussbilanz,
sondern eben ein Zwischenschritt auf der hoffentlich vor uns liegenden langen Wegstrecke dieser wichtigen Institution.
Meine Damen und Herren,
auf diesem Weg brauchen wir die Unterstützung der Stadt und des Stadtrats.
Ihr Beschluss heute, Meine Damen und Herren des Stadtrats, ist überfällig und angemessen und – nur ein Schritt zur Konsolidierung und Weiterentwicklung der HGS.
Wir werden – ich hoffe schon sehr bald - wieder im Stadtrat Thema sein, wenn es um die Überlassung des Grundstücks in der FG geht, und zwar zu einem sozial vertretbaren Preis. (Nachteiliges Erbbaurecht)
Dieser Kauf ist eine wesentliche Voraussetzung für die Finanzierung von baulichen Maßnahmen und die Planung von Aktivitäten im Bereich ambulant betreuter Wohnformen, möglicherweise erweitert um einen Akzent aus dem Bereich von Mehrgenerationenwohnanlagen.
Mehrgenerationenwohnanlagen stellen eine gelebte gegenseitige Unterstützung und eine Bereicherung aller Lebensbereiche dar.
Zugleich können wir dabei unsere vielseitigen Erfahrungen als Pflegedienstleister einbringen.
Wir brauchen weiterhin Unterstützung bei der Aufrechterhaltung von Kurzzeitpflegeangeboten, die im Rahmen der Ambulantisierung der Pflege eine besondere Bedeutung haben.
Und vor allem wollen wir mit Unterstützung der Stadt neue zukunftsgerichtete stationäre und ambulante Angebote an der Jahnstrasse in einer Quartiersgestaltung verwirklichen,
die den Ruf Ingolstadts im Bereich der Angebotsgestaltung und Aufenthaltsqualität für unsere Seniorinnen und Senioren deutlich stärkt
und deren Anlage Alt und Jung miteinander vortrefflich verbindet.
Ich hätte das alles gerne schon heute als Gewissheit, aber das ist leider nicht der Fall. Dafür war wohl die Zeit zu knapp und die Forderung zu groß.
Aber ich hoffe zuversichtlich, dass die D+H des Stadtrats den Weg dahin ebnen, dass unter Beachtung des Denkmalschutzes Nutzungskonflikte zugunsten eines solch integrativen Quartiers entschieden werden und alle Verantwortlichen die Chancen dieser Stadtentwicklung erkennen.
Meine Damen und Herren,
dies alles – angefangen von der Konsolidierung der Vermögensverwaltung bis hin zur Realisierung der genannten Maßnahmen – ist äußerst ambitioniert.
Aber – es kann gelingen.
Und die Zuversicht steigt auch mit der Unterstützung durch aktive Bürgerinnen und Bürger.
Ich bin dankbar für den Einsatz vieler ehrenamtlich Aktiven und wäre sehr froh, wenn solvente Bürgerinnen und Bürger in Anerkennung der jahrhundertewährenden Leistung unserer Stiftung
– und zwar ohne Steuermittel –
in Zukunft auch wieder der HGS mit Spenden und Zustiftungen unter die Arme greifen, wir können das gebrauchen.
Liebe Gäste,
neben alldem ist im Hinblick auf den Fachkräftemangel und die Belastungen aller im Pflegesystem Beschäftigten künftig mehr denn je von Bedeutung, dass wir die Mittel der Stiftung einsetzen auch für die Arbeitszufriedenheit und Entlastung unserer Mitarbeiter.
Wir werden auf Jahre hinaus einen Verdrängungswettbewerb erleben
und auch deshalb müssen wir die Kurve bekommen, damit es in Ingolstadt wieder „IN“ ist, bei der HGS zu arbeiten, von HGS betreut zu werden und Angehörige uns anzuvertrauen.
Schlussendlich hoffen wir alle auf eine stabile Zukunft dieser Stiftung, verbunden mit der notwendigen Offenheit und Wertschätzung durch die Menschen und die Politik in Ingolstadt und gemeinsam getragen von dem Wunsch, dass auch zum 800-jährigen Jubiläum ein Stiftungsvorstand das sagen kann, was ich ihnen heute ankündige:
„Mit uns – der HGS – ist zu rechnen. So war es und so wird es bleiben.“
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25. Juli 1319 |
Stiftung des Heilig Geist Spitals durch König Ludwig: |
1330 |
Spitalbau |
14. Jahrhundert |
Eingeschossiges Gebäude |
1350 |
Bau der Spitalkirche |
15. Jahrhundert |
Erweiterung, den auch nicht bedürftige Bürger konnten sich in das Spital einkaufen. Das Legat bestand aus Gütern, Höfen oder sonstigen Landbesitz. |
15. 16. Jahrhundert |
Besitz: 20 bis 30 Höfe und Güter in Mailing, Mehring, Etting, Oberstimm, Kasing, Lenting, Demling, Hagau, Mühlhausen und andere Ortschaften. |
1572 |
Dreistöckiger Bau mit etwa 100 Plätzen |
1627 |
Kurfürst Maximilian mahnt bessere Ökologie an und tadelt die Stiftung |
Erste Hälfte 18. Jahrhundert |
Große Bauvorhaben; |
1788 |
Missfiel Kurfürst Karl Theodor der Verfall der Stiftung und der gesamte Spitalhof wurde zur Sanierung verkauft |
1830 |
Schlechte Verhältnisse, das Gebäude war nur zu zwei Drittel belegt, Einrichtung der Küche und Pfründerstube fehlte |
1836 |
Heftige Kritik durch Stadtkommissar Gerstner. |
1845 |
Personelle Probleme wurden durch die Übergabe der Leitung an die Barmherzigen Schwestern. |
1945 |
Heilig Geist Spital wird Opfer eines Bombenangriffs |
1950 |
Beginn des Wiederaufbaus |
1952 |
Einweihung des jetzt fünfgeschossigen Neubaus, 220 Menschen fanden Unterkunft |
1977 |
Realsierung des Altenheims an der Fechtgasse 1; 188 alte Menschen können beherbergt werden |
1977 |
Restaurierung des alten Spitalgebäudes und Nutzung als Technisches Rathaus |
2005 |
Erste Anzeichen eines massiven finanziellen Ungleichgewichts. Fehlendes Personal bedingen Reduzierung der Plätze und damit gehen die Einnahmen zurück |
01.01.2008 |
Bauunterhalt wird rückübertragen an die Stiftung |
2013 |
Erhöhung des Mietzins auf 7,40 € |
|
|
2014 |
Defizit 712 000 € |
2015 |
Defizit 472 000 € |
2018 |
Stiftungsrat wird eingesetzt und damit dem Stadtrat in vielen Punkten die Entscheidungsbefugnis entzogen |